Weihnachtsbrief

Donnerstag, 24. Dezember 2020

Zum Weihnachtsfest 2020

Liebe Wallfahrer, Freunde, Besucher und Wohltäter unseres Schönstatt-Zentrums,

wir stehen am Ende eines ganz außergewöhnlichen Jahres, in dem wir weltweit unsere Begrenztheit gegenüber der Ausbreitung des Corona-Virus erlebten und die Erfahrung machten, dass wir nicht alles im Griff haben. Unsicherheit, Angst und Sorgen prägten den Alltag vieler Menschen. Dunkelheit war in der Umgebung und im eigenen Herzen erfahrbar. Die Sehnsucht nach Licht in uns und um uns wächst. Mehr denn je brauchen wir Hoffnung und Zuversicht. So birgt das Weihnachtsfest, das wir auch am Ende dieses Jahres feiern, die hoffnungsvolle Botschaft: Christus will unser Licht sein. Er schenkt uns Hoffnung und Zuversicht für eine Zukunft, in der wir uns nur Schritt für Schritt von oben führen lassen können. Geben wir IHM einen Platz in unserem Herzen, damit er uns seine Nähe und sein Licht schenken kann! Im Vertrauen auf IHN, auf seine Begleitung und seinen Segen können wir zuversichtlich unseren Weg weitergehen.

Wir laden Sie ein zu einem Rückblick auf dieses besondere Jahr:

Neue Hausleitung

Sr. M. Dorina Dungel

Schwester Marie-Susann Roesler trug durch ihr kompetentes Engagement in den letzten zwölf Jahren mit dazu bei, dass unser Schönstatt-Zentrum ein beliebtes Tagungshaus in der Diözese ist. Anfang April übernahm Schwester M. Dorina Dungel die Aufgabe der Hausleiterin. Sie hatte zuvor die Pflegedienstleitung im Krankenhaus in Oberndorf inne. Als gelernte Krankenschwester war sie die geeignete Person, um in diesem Jahr die Hygienekonzepte für das Haus zu entwerfen und umzusetzen.

Still(er) Stand(ort)

Der Lockdown im März brachte vieles zum Stillstand - auch auf der Liebfrauenhöhe. Es konnten keine Gottesdienste und Veranstaltungen stattfinden. Der Wallfahrtsladen musste einige Wochen geschlossen werden. Doch das Heiligtum und die Kirche waren auch in dieser Zeit geöffnet, damit Besucher im stillen Gebet verweilen und neue Kraft schöpfen konnten. Die vielen Lichtchen, die beim Bild der Gottesmutter entzündet wurden, sprachen von den vielfältigen Nöten und zugleich vom Vertrauen der vielen Beter, die zur Liebfrauenhöhe kamen.

Flexible Mitarbeiter

Unsere Mitarbeiter zeigten sich während der veranstaltungsfreien Zeit überaus flexibel. In kleineren Arbeits-Teams waren sie vom Speicher bis zum Keller, im Provinzhaus, in den Schulgebäuden und im Heiligtum in der Grundreinigung, beim Anstreichen und Möbeltransport engagiert im Einsatz. Bei der Hilfe auf anderen Arbeitsgebieten wuchsen die gegenseitige Wertschätzung und das frohe Miteinander.

Die Kontaktmöglichkeiten waren in diesem Jahr eingeschränkt, doch gerade in dieser Zeit entstanden viele Ideen, auf andere Weise mit den Menschen in Kontakt zu bleiben und sie in ihrer Verbindung zum Himmel zu unterstützen.

Volle Kirche

Das Erlebnis unserer leeren Kirche weckte die Initiative „Volle Kirche“. Da wir als Schwestern täglich die heilige Messe feiern konnten, praktizierten wir dies bewusst stellvertretend für die Vielen, die keine Eucharistie feiern konnten. Wer wollte, konnte Namen, Anliegen und Fotos von sich selbst oder von lieben Menschen schicken. Diese wurden in einer roten Herzdose gesammelt, standen bei der täglichen Eucharistiefeier auf dem Altar ganz nah bei Jesus und tagsüber im Kapellchen bei der Gottesmutter. In der großen Krönungskirche war Platz für alle, die wir Schwestern täglich geistig mitbrachten. So war die Kirche  trotz leerer Bänke täglich voll.

Eine Rose für Maria

Weil all das nicht möglich war, was Menschen im Mai auf der Liebfrauenhöhe suchen und schätzen – feier-licher Maibeginn und Maischluss mit Lichterprozession, Maiandachten mit Marienliedern, Maikaffee und Maisingen – entstand die Initiative: „Eine Rose für Maria“. Das dahinterstehende Anliegen war, dem Vertrauen und der Liebe zur Gottesmutter einen der gegenwärtigen Situation angepassten Ausdruck zu ermöglichen und vielen Menschen das stellvertretende Gebet zuzusichern. Wer Maria eine Rose schenken wollte, konnte sich melden. Die Rose wurde zum Bild der Gottesmutter gebracht, die Anliegen wurden ins Gebet eingeschlossen und in die Herzdose gelegt.

Zum Maibeginn waren es schon 125 Rosen und zum ersten Maisonntag mehr als das doppelte an geschenkten Rosen für die Gottesmutter, das reinste Rosenmeer, das bis Ende Mai 1500 Rosen zählte. Und hinter jeder Rose standen eine oder mehrere Personen: Familien, Alleinstehende, Kinder, alte Menschen, Kranke und Gesunde. Was für alle gleichermaßen wichtig war: dass ihre Namen und Anliegen in die Herzdose gelegt werden – gewissermaßen in das Herz Marias eingeschrieben werden.

Bündnistag der besonderen Art

Wenn das Bekannte und Normale nicht möglich ist, ist Kreativität gefragt. Zur Bündnismesse auf die Liebfrauenhöhe kommen war nicht möglich. So hatte die Schönstattbewegung Mädchen/Junge Frauen (MJF) die Idee, sich jeweils am 18. des Monats online zu treffen. Skype machts möglich. Jede schaltete sich von dort aus zu, wo sie gerade war. Bündnistag@home - und doch in Gemeinschaft das Liebesbündnis erneuern. In diese Bündniserneuerung wurde integriert, was man durch Corona gelernt hat und  was zur Erkenntnis ge-worden ist. So erzählte eine Gruppenleiterin:

„Ich habe noch einmal anders an meiner Gottesbeziehung gearbeitet und - nach ein paar online-Gottesdiensten - gemerkt , dass das nichts für mich ist. Dann habe ich mir einen anderen Weg
gesucht. Ich lese in der Bibel und höre Anbetungslieder. Der Weg passt.“
„Ich habe einen langen Spaziergang mit Papa gemacht und wir haben uns richtig gut unterhalten“, erzählt eine andere junge Frau. „Wann geht man schon mal mit seinem Papa spazieren, aber dadurch, dass er daheim war und ich auch, war das eine super Gelegenheit. Mir ist auch klar ge-worden, dass wir in Deutschland in einer privilegierten Situation sind – trotz aller Einschränkungen. Und wir haben nichts in der Hand. Wir sind machtlos. Wir können doch nicht alles. Corona ist wie eine Handbremse. Haltet die Welt an, ich will aussteigen.“ Viele Erfahrungen und Erkenntnisse flossen ein in die gemeinsame Bündniserneuerung, deren Leitsatz immer bis zum nächsten Bündnistag gilt: „Nichts ohne dich – nichts ohne mich.“

Corona-inspirierte Programmelemente

Die Tagungen für Mütter mit Kindern und für Familien brachten in den Sommerferien wieder viel frisches und frohes Leben auf die Liebfrauenhöhe. Dabei waren alle glücklich, dass die von Corona inspirierten Programm-Elemente viel Positives enthalten. Ob es das bargeldlose Bezahlen beim Getränke- und Eis-Vertrieb innerhalb der Tagung ist, ob die sogenannte „Wasch-Straße“, das sportliche, nach Gruppen sortierte Hände-Waschen im Innenhof, ob der Familien-Spiele-Parcours mit anschließendem Picknick auf der Wiese, ob die kurze Familien-Audienz im Kapellchen am Abend des Anreisetages ... Diese Programm-
Elemente werden Corona überdauern.

Neu entdeckter Gottesdienstplatz

Das Fest Maria Himmelfahrt mit Gottesdienst unter freiem Himmel und die anschließende Lichterprozession waren ein besonderer Höhepunkt. Zum ersten Mal nach längerer Zeit kamen wieder rund 250 Wallfahrer zum Gottesdienst. „Vielen Dank, dass Sie das machen“, war an diesem Abend und nach anderen Gottesdiensten oder Gebetszeiten ein vielfaches Echo.

Weil Singen in der Kirche lange Zeit nicht möglich war, feierten wir viele Gottesdienste im Freien. Der Himmel schenkte dafür auffallend oft schönes Wetter. Dabei wurde der Kapellchenvorplatz als idealer Gottesdienstplatz entdeckt und die Gartenstühle als beliebte Sitzgelegenheiten.

Für das kommende Jahr planen wir, wieder viele Gottesdienste im Freien zu feiern. Dazu benötigen wir eine Überdachung für den Altar und 80 neue Gartenstühle. Wenn Sie uns dabei durch eine Spende unterstützen möchten, freuen wir uns.

Geistliche Abendmusik

Seit zehn Jahren zieht die „Geistliche Abendmusik“ Besucher auf die Liebfrauenhöhe, die die ausge-wählte Musik und die geistlichen Impulse in der schönen Krönungskirche genießen. Für 2020 war eine besondere Jubiläumsreihe geplant. Trotz Corona-Verhältnissen konnten drei der geplanten Termine stattfinden, die großen Anklang fanden.

Pilgern

"Ich erinnere mich gerne an die noch sehr frischen Eindrücke und gemeinsame Glaubenserfahrung auf dem Pilgerweg", schreibt Peter V. Der traditionelle Pilgertag im September führte dieses Jahr auf einem 18 km langen Rundweg durch das Rommelstal über Obernau, Bieringen, Schloss Weitenburg und Weitingen wieder zum Heiligtum auf die Liebfrauenhöhe zurück.

Das Pilgern zog auch zum Begegnungsnachmittag vom Projekt Pilgerheiligtum auffallend viele Besucher an. Im nächsten Jahr werden zwei Pilgertage, ein Pilgernachmittag vom Projekt Pilgerheiligtum und erstmals Pilgerexerzitien angeboten.

Familiensonntag

Die Familiengottesdienste auf der Liebfrauenhöhe sind längst bekannt und beliebt. Weshalb also nicht dieses Angebot nutzen und zu einem Familiensonntag ausweiten? Im September ergriffen junge Familien die Initiative, gestalteten den Familiengottesdienst und boten am Nachmittag die "EheZeit" an, einen Impuls für Ehepaare, die Möglichkeit zum Paargespräch und gemeinsamen Kaffee. Die Kinder hatten parallel dazu ein eigenes Programm. „Das hat mich so beeindruckt: Familien für Familien“, erzählt ein junger Familienvater Wochen später noch begeistert.

Adventsinitiative

„Für ein lichtvolles Weihnachten“ heißt die Adventsinitative, mit der wir den Advent bewusst als Zeit des zunehmenden Lichtes gestalten. Gerne entzünden wir Lichter in den Anliegen, die uns anvertraut werden. Die Anliegen und Namen werden wieder in die Herzdose gelegt und sind bei der heiligen Messe dabei. Nähere Informationen dazu finden Sie auf unserer Internetseite.

Danke

Ihnen allen danken wir für Ihre Verbundenheit mit unserem Wallfahrtsort und Tagungshaus.
Dem Himmel sind wir dankbar, dass trotz der besonderen Verhältnisse viele Veranstaltungen und Gebetszeiten auf der Liebfrauenhöhe stattfinden konnten und sogar neue Initiativen geweckt wurden.

Wir wünschen Ihnen ein gnadenreiches und lichtvolles Weihnachtsfest, verbunden mit der Bitte um Gottes Segen für das neue Jahr. Wenn wir in der Christmette eine dicke rote Kerze entzünden, dann brennt diese Kerze auch in Ihren Anliegen an unserer Krippe. Die Gottesmutter möge Sie auf allen Wegen begleiten und Zuversicht für jeden Tag schenken.   

Schwester M. Annjetta Hirscher (Wallfahrtsleitung)            
Schwester M. Dorina Dungel (Hausleitung)