Weihnachten will uns zu Sehenden machen - Gottesdienst am 1. Weihnachtsfeiertag

Freitag, 27. Dezember 2019

Kardinal Karl-Josef Rauber feiert am ersten Weihnachtsfeiertag die heilige Messe in der Krönungskirche. Er weist darauf hin, dass im Evangelium des Festtages das Liebenswerte und Vertraute der Heiligen Nacht und der Geburt Christi im Stall von Bethlehem in die so scheinbar fremde Größe des Geheimnisses entrückt. Da ist nicht die Rede vom Kind und von der Mutter, nicht von den Hirten, nicht vom Gesang der Engel, die den Menschen den Frieden aus Gottes Herrlichkeit verkünden. Und doch gibt es Gemeinsames. Auch dieses Evangelium spricht vom Licht, das in der Finsternis leuchtet; es spricht von der Herrlichkeit Gottes, die wir im Fleisch gewordenen Wort als Gnaden anschauen können, und es spricht von dem Herrn, der in seinem Eigentum nicht aufgenommen wurde. Mitten durch die geheimnisvoll großen Worte hindurch wird so mit einem Mal der Stall sichtbar, in dem Jesus, der Sohn Davids geboren werden musste, weil in seiner Stadt kein Platz für ihn war.

Gott ist ganz nah - in Rufweite

Der ewige Gott ist so wirklich zu uns gekommen, dass man ihn anrühren kann. Gott ist nicht irgendein fernes höchstes Wesen, wohnend im unzulänglichen Licht . Gott ist ganz nah, gewissermaßen in Rufweite, immer zu erreichen. Er hat Zeit für uns.

Glauben heißt: Gott sehen mitten in dieser Welt

Das Evangelium mündet aus in dem Satz: "Wir haben seine Herrlichkeit gesehen ... " Es ist die Rückschau des Jüngers Johannes, der aussagt, was ihm in der Begegnung mit Jesus geschah. Wir alle sollten als Christen diese Satz nachsprechen können. Denn glauben heißt, Gott sehen mitten in dieser Welt, mitten in den Menschen in dieser Welt.

Als Sehende leben

Lassen wir uns die Augen auftun vom Geheimnis dieses Tages, auf dass wir sehend werden. Dann erst werden wir als Sehende leben, als Menschen, dien nicht nur sich selbst sehen, sondern auch den Mitmenschen und im Mitmenschen Christus selbst, der auf unsere Liebe wartet.  - Gott sehen wir nur in unserem Nächsten. Deshalb ist es so wichtig, dass Weihnachten uns zu Sehenden macht.