Novene "Was immer auch ist: Mit Maria!" - 2. Tag: Sie spricht für uns

Dienstag, 17. März 2020

Sie spricht für uns

„Sage deinem Sohn wie einst in Erdenzeiten,
als er half in Nöten und Verlegenheiten:
Herr, sie haben keinen Wein und keine Speisen.
Dann wird sicher er Erhörung uns erweisen.“
(Ausschnitt des "Notgebets" von P. Kentenich, entstanden im KZ Dachau)

Der Text spricht zu uns

Es gibt eine Not, die ist ganz innen. Eine Not, von der man nicht reden muss, weil sie ja doch keiner ernst nimmt. Man kann diese Not „Verlegenheit“ nennen. Das heißt, da ist wirklich ein Fehler oder eine Schwäche. Und man spürt die Blicke der anderen auf sich. Man spürt ihre Verachtung. Das lässt sich rein äußerlich kaum irgendwo festmachen:
Kopfweh ist ein „ordentlicher“ Schmerz, der tut weh, den kann man der Gottesmutter schenken für andere Menschen, die Hilfe brauchen; oder eine Krankheit, mit der man im Bett liegt; oder der Verlust des Arbeitsplatzes; der Tod des Ehegatten oder eines Kindes.
Schmerzen dieser Art sind „ordentliche“ Schmerzen. Und jeder weiß, das sind Schmerzen. Man wird damit ernst genommen. Andere Menschen drücken ihre Anteilnahme aus, und es gibt auch Mitleid.

Diese Schmerzen, „ordentliche“ Schmerzen, werden ernst genommen. Aber sagen Sie einmal jemandem, Sie wären irgendwo zu Besuch gewesen und hätten einen Knopf an der Jacke verloren. Oder Sie hätten eine Besprechung mit dem Chef nach dem Mittagessen gehabt, mit einem kleinen Spritzer von Tomatensuppe auf dem blütenweißen Hemd.
Sie sprechen dann nicht von einem äußeren, ordentlichen Schmerz wie Kopfweh; Sie sprechen dann von einem ganz feinen inneren Schmerz. Sie spüren Geringschätzung, ein mildes Lächeln oder gar Verachtung.

Verachtung tut weh. Diesen Schmerz sieht die Gottesmutter bei der Hochzeit zu Kana. Und darum greift sie in das Geschehen ein und sagt ihrem Sohn: „Sie haben keinen Wein mehr.“ (Joh 2,3)
Sie sind verwundet bis innen hinein.
Die Bitte der Gottesmutter trifft den Herrn. Er weiß, was sie meint. Sie bittet nicht um die Heilung eines Gelähmten; sie bittet nicht um die Befreiung eines Besessenen. Sie bittet um die Heilung einer seelischen Wunde, die einen Menschen ganz tief in seiner Hilflosigkeit und Verwundbarkeit zeigt.
Jesus lehnt ab, und Maria glaubt:
„Was er euch sagt, das tut.“ (Jo. 2,5)
Und Jesus wirkt das Wunder.

In der Schule von Pater Kentenich


Foto: Pfr. Josef Neuenhofer

Die eigentliche Gefahr ist der Stolz. Man will sich nicht helfen lassen. Wir können alles selber. Notfalls erlösen wir uns auch selber.
Pater Kentenich war vor der Gottesmutter ein Kind. Das zeigt sich in ganz konkreten Situationen: In Dachau war der Fußboden kalt. Und Pater Kentenich war immer sehr erkältet, denn man durfte nur auf Strümpfen oder mit Pantoffeln in den Stuben gehen. Die Holzschuhe mussten draußen bleiben. Pater Josef Fischer weiß um diese Not Pater Kentenichs. Da bekommt er ein Paar Pantoffeln geschenkt. Er bringt sie Pater Kentenich. Und dieser sagt: „Josef, jetzt hab ich gestern die Gottesmutter um Pantoffeln gebeten. Und heute bringst du sie mir.“

Das ist Christentum pur. Wir sind nicht die edlen, rein gewordenen, hoch entwickelten, von Stufe zu Stufe emporgewachsenen Menschen einer fernöstlichen Religion. Wir sind hilfsbedürftig. Wir haben keinen Wein mehr, oder wir brauchen Pantoffeln, wenn es kalt ist.
Und eben dies ist die Botschaft Pater Kentenich. Ein junger Priester bekennt ihm in der Beichte seine Sünden, die ihn sehr belasten. Pater Kentenich legt dem jungen Priester ganz ruhig nahe, sich selber zu sagen: „So bin ich.“
(Das heißt in der Sprache hier: „Ich habe keinen Wein mehr. Ich brauche Pantoffeln.“)
Ich sage meinem Gott: „Ich brauche Hilfe! Ich brauche dich.“
Die Schule Pater Kentenichs ist eine Schule der Kindlichkeit.

Und jetzt ganz praktisch:

Wir suchen die Verbindung mit der Gottesmutter, die auf uns schaut, und sagen ihr: Ich brauche „Pantoffeln“. Ich brauche Hilfe. Ich brauche dich.

Noch einmal die Strophe aus dem Notgebet.
Sie kann uns dann den ganzen Tag begleiten, wie ein kleines Stoßgebet.

„Sage deinem Sohn wie einst in Erdenzeiten,
als er half in Nöten und Verlegenheiten:
Herrn, sie haben keinen Wein und keine Speisen.
Dann wird sicher er Erhörung uns erweisen.“